Mangelhafte Krisen-PR oder einfach nur durchdacht?
Aktuell verseuchen mindestens 800 Liter Rohöl pro Tag die Nordsee bei Schottland. Schuld daran sind Lecks am Meeresboden, die zwar an Tragweite und Grösse nicht mit dem riesigen „Oilspill“ im Golf von Mexiko vergleichbar sind, dennoch derzeit für viel Wirbel sorgen.
Wirbel deshalb, weil Shell zu spät, zu intransparent und auch nur sehr zögerlich als lapidar aufgefasste Meldungen herausgibt. Faktisch handelt das Unternehmen schon, sendet Schiffe und Reparaturteams, doch beruhigen können sie die Gemüter nicht.
Dabei sind Lecks an Bohrlöchern keine Seltenheit. Glaubt man Analysten der Branche,so treten Lecks und damit verbundene Verschmutzungen der Weltmeere in schöner Regelmässigkeit auf.
Differenzierte Meinungen
Im „Twittalog“ mit Roland Binz @RolandBinz stritten wir darüber, ob Shell nicht einmal die Grundzüge der Krisenkommunikation beherrscht und nichts aus der Krise am Golf von Mexiko gelernt hat. Oder aber, ob Shell sehr bewusst so kommuniziert und wir – die uninformiert-fühlende Öffentlichkeit – einfach nur einen Bruchteil mitbekommt.
Da 140 Zeichen reichlich knapp bemessen sind, haben wir uns entschlossen, die Diskussion in Form eines Tweetups am 18. August im „Imagine“ im Zürcher Hauptbahnhof fortzuführen. Wer kommen mag melde sich gerne noch hier an: http://t.co/OoH5mUF. @Bisculm hat schon ihre Teilnahme gemeldet und wir freuen uns sehr auf die Diskussion.
Mehr zur Diskussion werden wir, @RolandBinz, @Bisculm und @OlafGrewe sicherlich in der ein oder anderen Form bringen.
Ich vermute, dass es auch ein strukturelles Problem ist: wo Kommunikation immer noch nicht strategisch auf höchster Ebene angesiedelt, sondern vor allem als (in Krisen verzichtbarer) Marketing-Appendix gesehen und „aufgehängt“ ist, wo deswegen PR-Leute wesentlichen Informationen intern hinterherrennen müssen (während sie von anderem Zeugs, dass sie gefälligst marketing-charmant schreiben sollen, überzogen werden), wo sie als Unternehmens-Sprachrohre dann aber, das Mikro schon unter der Nase, irgendetwas sagen müssen, sagen sie erstmal wenig bis nichts, weil sie sonst selber spekulieren müssten.
Die traurige und peinliche Wahrheit ist doch die: PR-Leute stehen informationstechnisch manchmal genauso außen vor wie die Presse selbst! Kommunikation wird immer noch mit Marketing verwechselt, PR-Leute sollen immer noch vor allem eines sein: Befehlsempfänger und Entgegennehmer von Infos, die ohne ihren Einfluss, Expertise und Beratung hinter verschlossenen Türen ausgebrütet wurden.