Vor einer Woche habe ich mir einen Account auf Donald Trumps Social-Media-Plattform Truth Social eingerichtet. Seit einer Woche bin ich, um es vorsichtig auszudrücken, schockiert über die Kommunikationskultur auf dieser Plattform.
Die Küche des Hasses
Die Vereinigten Staaten haben für mich schon immer eine besondere Rolle in der Kommunikation und im Umgang miteinander gespielt. In meiner Jugend sah ich die Amerikaner als Sinnbild einer patriotischen Kultur mit dem Herz am richtigen Fleck. Es gab eine ausgewogene Mischung: einige mehr patriotisch, andere weltoffener. Aber vor allem, alle mehr oder weniger normal.
Der Blick auf Truth Social ist ernüchternd. Der dort vorherrschende Hass, die verwendeten Vokabeln und die unbändige Abscheu gegenüber politischen Gegnern sind erschreckend. Im Vergleich dazu erscheinen selbst die extremeren Beiträge auf X (ehemals Twitter) noch gemässigt. Was ich meine, zeigen diese Screenshots.



Als Kommunikationsprofi bin ich es gewohnt, dass Botschaften zielgruppengerecht aufbereitet werden. Doch was ich auf Truth Social sehe, hat nichts mehr mit konstruktiver Kommunikation zu tun. Es ist pure Agitation und Populismus.
Nehmen wir diesen Post auf der Plattform als Beispiel. In der WhatsApp Gruppe von David diskutierten wir das und Catherine formulierte das mulmige Gefühl wunderbar:
„Ich weiss nicht, warum mich dieser Beitrag so verzweifelt – nicht so sehr wegen der US-Wahl, sondern weil er den Mangel an anständigen, ehrlichen und vertrauenswürdigen Führungskräften in unserer Welt verdeutlicht. Die Tragödie für uns alle besteht darin, dass die Führer, die sich den Korrupten und Verurteilten zuneigen, nicht weit kommen würden, wenn sie nicht von hochtalentierten Kommunikatoren unterstützt würden, die den Abstieg in Chaos und Lügen anheizen.“
Trendsetting
Dieses Phänomen ist nicht auf die USA beschränkt. Auch hier in Europa neigen politische Parteien dazu, Inhalte auf ein Minimum zu reduzieren und Verantwortung abzuwälzen. Die politische Kommunikation wird dabei oft so vereinfacht, dass sie kaum noch als sachliche Diskussion bezeichnet werden kann. Headlines verdienen nicht mal mehr den Begriff des «Küchenzurufs» – ein Konzept, nach dem man Inhalte so verknappt, dass man sie von der Küche aus ins Wohnzimmer rufen kann und der Informationsverlust minimal ist.
Bis zur Hirnschmelze
Was Donald Trump und seine Anhänger beherrschen, ist die Kunst, komplexe Themen auf simple, oft irreführende Botschaften zu reduzieren. Diese lassen sich leicht in Bild-, Video- oder Textform verbreiten und schaffen Denkmuster, die eine weitere Vereinfachung und Verschärfung des Tons begünstigen. Schaut Euch gerne diese Beispiele an.



In dieser Situation erinnere ich mich an Meryl Streeps eindringliche Worte bei den Golden Globes 2017: „Respektlosigkeit lädt zu Respektlosigkeit ein. Gewalt schürt Gewalt.“ Wir dürfen nicht zulassen, dass dieser Trend sich fortsetzt. Es liegt an uns allen, für einen freien und respektvollen Diskurs einzustehen – ohne Beleidigungen und mit Achtung vor unterschiedlichen Meinungen. Nur so können wir als Gesellschaft wachsen und uns persönlich weiterentwickeln.
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