Drei Dinge machen Journalisten das Leben schwer
Faktor Qualität
Gerade beim Punkt Qualität begegne ich immer wieder grossen Lücken in der Schreibe einiger Journalisten. Schlecht ausgebildet sind die in der Regel nicht. Nur begegnen sie einem Qualitäts-feindlichen System in den Verlagen. Selbst Traditionsblätter wie der TagesAnzeiger publizieren Artikel, die mein alter Deutschlehrer als „grammatikalisch-semantischen Sumpf“ bezeichnet hätte. Wieso, in aller Welt, kommt so ein Artikel in die Ausgabe? Die Antwort: Keine Zeit für mehr.
Recherche muss schnell erfolgen, Gehälter müssen niedrig sein und Zeit, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen ist rar. Gleichzeitig sind Verlage mit sinkenden Anzeigenbuchungen konfrontiert und die Qualität sinkt wegen Budgetproblemen und Personalanpassungen erneut – ich nenne es mal die „Qualitätsspirale“.
Faktor Zeit
Jawohl, diese Zeilen sind kaum Neues. Dennoch sind sie zumindest durchdacht. Doch jeder kann nun schreien: „Das stand doch vor zwei Stunden/drei Tagen/fünf Wochen bei Twitter /Facebook etc. Der kopiert doch nur.“ Ja, mag sein. Dennoch habe ich hier in diese Zeilen Grips rein gesteckt. Habe gedacht und mir eine Meinung gebildet. Habe recherchiert und die oben erwähnten Einträge mit meiner Erfahrung verglichen. Fazit: Zeit ist nicht alles. Wer heute eine Zeitung nur mit Nachrichten bringt, der hinkt der schnellen Welt von Twitter und Co hinterher – hier kommt wieder das iPad ins Spiel, das News sehr schnell zum Rezipienten bringt.
Die Zukunft von Print liegt in meinen Augen in der qualitativen Berichterstattung und Kommentierung. Denn für alte Nachrichten zahle ich nicht. Sehr wohl aber für guten Journalismus. Und damit dürfte sich die „Qualitätsspirale“ entschleunigen lassen. Das gleiche gilt für PR und Corporate Communications:
- Nicht immer muss jeder Trend mitgemacht werden. Im Strom mitzuschwimmen differenziert ohnehin nicht. Hier müssen gerade wir PR-Berater die Kunden bremsen und uns auch selber ins Gewissen reden.
- Wir dürfen nicht nur multiplizieren, sondern sondieren und qualitativ kommunizieren. Hintergründe und Wissen sind die Währungen die zählen.
- Relevanz und Verlässlichkeit sind angesagt: Wer nur sinnentleert dahin twittert wird belanglos. Vgl. Krisenkomunikation und Web 2.0
Faktor Relevanz
Ich habe schon erwähnt, dass rund 65% der Harbour Club Unternehmen nicht mit eigenen Facebookseiten in der Schweiz aktiv sind. Warum sind sie nicht präsent? Da gibt es zwei generelle Ideen:
- Weil sie nicht wissen, welchen Ertrag sie damit erzielen und wie Social Media auf die Unternehmenstrategie einzahlt. Andersherum formuliert: Welche Relevanz hat das Ganze für mich als Unternehmen in der Stakeholder-Kommunikation?
- Weil sie sich nicht intensiv genug mit der Materie auseinandersetzen oder auseinandersetzen wollen. Meine jüngeren Kollegen meinen, dass dies ein Generationenproblem sei.
Damit setze ich mich beim nächsten Mal auseinander. Bis dahin: Ich freue mich auf Euer Feedback.
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