Wie das Adrenalin während des Kampfes aus jeder Pore der Boxer sprudelt, spült die KI ungezügelte Kreativität durch die Online Welt. Und das in einem Tempo, das viele überfordert. Was wir brauchen, sind Regeln.
Regulierung ist so eines der Wörter, das Kritiker als Killer jeden Fortschritts interpretieren. Ja, Regeln bremsen Dinge aus, ermöglichen dafür einen etwas faireren Umgang miteinander. Seit ChatGPT, Midjourney und andere KI-Tools (Künstliche Intelligenz) für die breite Masse fast zum Nulltarif verfügbar sind, schiessen kreative Geschäftsmodelle oder künstlich erzeugte Kunst förmlich durch die Breitbandnetze.
Einladung zum Betrug
Darunter auch Lug und Trug wie Fake-Zeitungsartikel, Interviews oder der Papst im weissen Daunenmantel. Oder Dinge, die zu Lug und Trug einladen. Nehmen wir zum Beispiel die Sony World Photography Awards 2023. Der Fotograf und Künstler Boris Eldagsen hat mit einem KI-generierten Bild einen Preis gewonnen. Diesen hat er nicht angenommen, weil er zeigen wollte, dass es auch in der Kunst Regeln braucht.

Oder nehmen wir diesen interessanten Fall: Die Anwaltskanzlei Maurice Blackburn hat Bilder generiert, die die Situation in Flüchtlingscamps darstellen (sollen). Mithilfe einer KI-basierten Software wie Midjourney und den Informationen von etlichen Stunden Zeugenaussagen, zeigen die generierten Bilder den alltäglichen Horror in Flüchtlingslagern. Und dies, ohne einen leibhaftigen Fotografen. Ferner nutzen sie speziell trainierte KI, um Verträge zu prüfen, Arbeitsverträge unter anderem.
Fragen der Regulierung
Hier stellt sich die Frage: Wer regelt, welche Inhalte wie verwendet werden. Wer definiert mit welcher Intention – von inklusiv bis politisch motiviert – die Prompts (die Eingabebefehle für die KI zur Bildgenerierung)? Wie können wir sicher sein, dass ein fotorealistisches Bild echt ist? Oder darstellt, was wirklich ist? Oder wer definiert, wie inklusiv und neutral KI für juristische Dinge programmiert wird. Wie die Quellen kenntlich gemacht werden? Fragen über Fragen.
Dafür und noch für die ganzen kommenden und bestehenden Anwendungen brauchen wir Regeln. Ohne Regeln wird das nämlich nichts.
P.S. Lesetipp respektive Video Tipp: Mein ehemaliger Kommilitone Alexander Filipović hat dazu viel geforscht und publiziert. Seine Antrittsvorlesung an der Uni Wien spricht Bände.
Hier einige Links zum Thema Regulierung.
- KI-Regulierung in der Schweiz: https://dievolkswirtschaft.ch/de/2021/07/wie-soll-die-schweiz-kuenstliche-intelligenz-regulieren/
- Ein Artikel von Alexander in der Digitalen Welt: https://link.springer.com/article/10.1007/s42354-019-0208-5
- Buchtipp „Ethical Machines“
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