Horizont, wo bist Du?

„Das haben wir schon immer so gemacht!“, „Das geht nicht.“ Oh, wie ich diese Aussagen verabscheue. Denn sie sind nicht Ausdruck der Ratio, sondern Ausdruck des Rückzugs in die eigene Komfortzone. Vor allem immer dann, wenn das die ersten Einwände sind.

Klar, es gibt Dinge, die gehen wirklich nicht. Kein Ding, weder die Naturgewalten noch den gesunden Menschenverstand kann man aushebeln. Wenn diese Einwände aber kommen, um zu vermeiden, den eigenen Horizont zu erweitern, dann ist das mehr als schade. Manchmal tut eine andere Meinung weh oder das Denken und Analysieren ist anstrengend. Und das darf es ja auch sein.

Intelligenz

Mein Punkt ist, hört nicht auf zu lernen. Lernen heisst aber nicht, eine Fortbildung nach der anderen zu absolvieren. Lernen bedeutet für mich auch, dass man sein eigenes Weltbild und seine eigene Meinung immer wieder auf den Prüfstand stellt. Andere Meinungen und andere Perspektiven sollten regelmässig in Augenschein genommen werden. Denn wie heisst es so schön: Löst ein Lebewesen Probleme, dann beweist es, das es intelligent ist.(1) Und noch vielmehr: Man erschliesst sich eventuell neue Perspektiven und verlässt seine Komfortzone.(2)

Andere Welten

Oft wollte ich wie Alexander von Humboldt durch die Welt wandern. Wollte tiefste Urwälder erforschen oder aber auch wie Howard Carter Grabstätten des antiken Ägyptens entdecken. Doch für beides hat es nicht gereicht. Meine Streifzüge durch die Welt unternehme ich mit Sachbüchern und Reportagen. Gesellschaften erkunde ich durch Romane, Erzählungen oder das, was von meinem Geschichtsstudium an Faszination übrig geblieben ist.

All das finde ich wichtig, um nicht in der eigenen Komfortzone hängen zu bleiben. Also quasi auf der Scheibenwelt zu wandeln, sondern möglichst viel mitzubekommen. Ich hoffe, dass mich das empfänglicher macht, andere Meinungen zu akzeptieren, sie zu antizipieren und breiter zu denken.(3) Und vor allem bewahre ich mich so davor die hohlen Phrasen zu dreschen, dass das alles nicht ging. Geht nämlich vielleicht doch. Irgendwie.

Und da schliesse ich mit Bernhard von Bülows Worten:

Die Freiheit, die Sie meinen, das ist die Willkür für Sie, der Terrorismus für andere. Und willst du nicht mein Bruder sein, // So schlag‘ ich dir den Schädel ein.(4)

Reichstagsrede vom 10. Dezember 1903

Verweise und Gedanken

  1. Zur Intelligenz: So in etwa drückt es der Soziologe Armin Nassehi im Podcast „Unser Umfeld beeinflusst, wie intelligent wir sind“ vom Deutschlandfunk Nova Hörsaal aus.
  2. Beispiel für eine neue Sicht auf seine Meinung gefällig? Ok, hier ist eins. Tiere haben einen moralischen Status. Klingt logisch, oder? Genau so logisch ist es, dass viele Tiere Schmerzen spüren und Leben wollen. Und was machen wir Menschen? Wir schlachten pro Sekunde 317 Tiere alleine in den USA, Fische nicht mitgezählt, aus dem für uns Menschen wichtigen Grund, uns zu ernähren. Doch ignorieren wir den Willen des Tieres völlig. Eine moralische Diskussion also, die wir durchaus führen sollten. Und bei Moral muss man auch sein eigenes Handeln überdenken. Was soll ich sagen, es lohnt sich und bringt einen weiter. (Quelle: Hörsaal Podcast „Wir schulden Tieren etwas“ vom Philosophen Bernd Ladwig)
  3. Vielleicht hilft das auch, um die vielen Grautöne in der offenbar aktuell gelebenten Schwarz-Weiss-Welt zu sehen. Einer Welt, die sich derzeit vor allem in die „Nazis“ und die „links-grün-Versifften“ spaltet. Denn schwarz-weiss ist die Welt sicher nicht.
  4. (Reichstagsrede vom 10. Dezember 1903. In: Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Reichstags, XI. Legislaturperiode. I. Session. 1903/1904, Erster Band, Druck und Verlag der Norddeutschen Burchdruckerei und Verlags-Anstalt, Berlin 1904, S. 58 (B),)

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