Die Klimadebatte glüht und schallt aus allen Rohren. Und das ist auch richtig, denn unzweifelhaft muss etwas getan werden. Und dass der Mensch eine Mitschuld am zu verzeichnenden Klimawandel trägt, das ist ebenso klar. Nur wollen das viele Menschen nicht wahrhaben, weil es schmerzt.
Natürlich will niemand zugeben, dass er eine Mitschuld an irgendetwas hat. Denn das bedeutet, dass man etwas falsch macht. Aber genau das ist ja gar nicht der Punkt. Wir alle machen vieles so, wie wir es eigentlich nicht tun sollten. Und das wissen wir ja auch, ganz nahe liegt das Beispiel des Alkohol- oder Zigarettenkonsums. Wir wissen, dass es uns Menschen schadet, verdrängen es aber auch sofort. Das ist normal und vollkommen in Ordnung.
Nur ist es nicht in Ordnung, wenn man Veränderungen blockiert oder diejenigen niedermacht, die für eine Veränderung einstehen. Denn davon leben wir doch eigentlich, vom Wandel.
Die Zukunft klopft an die Tür
Im Falle der Klimadebatte ist es Greta Thunberg und die Schüler-Bewegung #FridayForFuture. Klar, ich sehe meine Kinder auch lieber in der Schule, als auf der Strasse. Aber schauen wir uns das doch mal genauer an. Wir – mich eingeschlossen – erleben die Veränderungen am Klima mit grösster Wahrscheinlichkeit nicht so drastisch, wie unsere Kinder. Die werden nämlich in der Welt leben, die wir ihnen hinterlassen. Damals haben die 68er «Revolutionäre» für gesellschaftliche Veränderungen gekämpft, die wir heute geniessen dürfen. Also, lasst sie für ihre Zukunft demonstrieren. Wir Erwachsenen können jetzt handeln, sie erst später. So einfach ist das.
(P.S. Und wer mir jetzt damit kommt, dass sie sich nach der Demo von den Helikoptereltern im SUV abholen lassen, mit dem könnte ich gerne noch über Erziehung und Konsequenz sprechen.)
„Was ist denn mit…“
Heute geht es in den Social Media schlimm zu Sache. Denn dort werden wahllos Fakten verdreht oder munter Argumente gezimmert, warum z.B. E-Mobilität keine Lösung ist, oder warum der Diesel der Tod auf Reifen ist, warum E-Mobilität der Heilsbringer ist oder der Diesel viel besser als sein Ruf ist.
Und genau damit habe ich ein Problem: Alles wird in die Lager «Gut und Böse» oder «Falsch und Richtig» eingeteilt. Doch so einfach ist das nicht. Klar, über einen Dieselgenerator für E-Autos kann man sich zu Recht seine Gedanken machen und sehr lustig finden. Doch vereinfacht genau das die Diskussion auf ein für mich unerträgliches Niveau.

Wo zum Teufel ist die gute alte Diskussionskultur geblieben? Schauen wir uns doch mal die „Debatte“ um die Äusserungen von Kevin Kühnert an, JuSO Vorsitzender in Deutschland. Da wird unerträglich der Mensch geprügelt, die Thematik komplett ignoriert. Selbst die NZZ ruft dazu auf, den Mann ernst zu nehmen.
Gibt es wirklich nur Weiss und Schwarz? Was ist mit den Grautönen oder den ganzen Farben? Gibt es wirklich nur noch ein rechtes und linkes Lager? Was ist mit den ganzen politischen Zwischentönen? Kann ein Linker nicht auch was gegen Migrationskriminalität haben oder ein Rechter für einen humanen Umgang mit Migranten einstehen? Ich meine ja.
Aber das zuzulassen bedeutet Anstrengung. Das bedeutet, dass ich andere Meinungen akzeptieren und gute Argumente finden muss. Das bedeutet auch, dass ich meine eigene Lebensweise mal überdenken muss. Zugegeben, das ist schwer. Vielfach werden naturwissenschaftliche Axiome in der Klimadebatte nicht beachtet oder falsch als Basis für ein Argument verwendet. Und natürlich besitzt nur ein Bruchteil der Bevölkerung das Wissen, diese Axiome richtig anzuwenden und zu verstehen. Das macht es schwer.
Aber wir Menschen haben viel erlebt, überlebt und verändert. Dann können wir doch wohl auch mal wieder vernünftig miteinander diskutieren. Ich hoffe es sehr.
Kommentar verfassen